Anna Margarita Terporten

Ich wiet am Boosch e Plätzken
Doa giet net Egg af Ploog,
Dä nömmer Wiet noch Blomen,
Mar Döhr on Schmielen droog.
Glänzt ooch de Maiensonne
Wiet ĂĽver Wald on Feld,
Hei ongen en den Hoalwäg
Net Leid, net Sägen fällt.

 Van ene schmale Foetpaat
Ă–s noch en Spur te siehn,
 On boaven op de Roank steiht
E verfallen KrĂĽz van Stien.
Van Rägen utgewaschen,
Van Gras on Moas ömdoan,
SĂĽhst engeschniene Lettern
Du op den Denkstien stoan.

Vör nou bald hongert Joaren
Storv hei dur Mörderhoank
Terporten Margareta,
Et bravste Kenk em Loank.
De Joaren koamen on gengen,
De Wald droog Wiet on Frocht,
Dat enzig Plätzken am Hoalwäg
Ă–s wie von Gott verflocht.

Ganz su, wie Blome spruten,
Woa goee Menschen goan,
SĂĽhst du der Kwoaen Footspur
Voll geftiger KrĂĽter stoan.
Nou noa fast hongert Joaren,
Länger als Menschengedenk,
Wett Anna Margarets Namen
Jede Motter on jedes Kenk.

De Wandrer, dä bei Donkel
Den hoale Wäg betret,
Dä schliet e Krüz on murmelt
Mötleiig e Gebet.
De scheune Kenger schluten
Verschreckt de Oagen tou,
Gott gäf et ärm Margreta
Bei sich de ewge Rou !

( Richard Freudenberg 1888 )

 

Umweit der Heiligenbergskapelle steht am Rande eines Hohlweges ein schlichtes Steinkreuz, gewidmet dem Andenken eines unglücklichen Süchtelner Mädchens.

Am 14. März 1791 war die kaum 10 Jahre alte Anna Margarita Terporten aus Süchteln mit ihrer älteren Schwester und einem Jungen vom Putterhofe bei Boisheim auf dem Wege nach Boisheim. Die kleine Anna eilte schon bald den anderen beiden voraus, da sie den Weg alleine wußte. Als die beiden Kinder in Boisheim ankamen, Anna Margarita aber von niemandem gesehen worden war, begab man sich sofort auf die Suche, die man auch in der Nacht hindurch fortsetzte.

Erst gegen 11 Uhr des nächsten Tages fand man Anna tot und völlig entkleidet in einem Hohlweg beim Heiligenberg, durch zahlreiche Messerstiche und Schnitte entsetzlich zugerichtet, so daß man in Süchteln zunächst an einen Ritualmord glaubte, wie eine Eintragung, die man aber wieder gestrichen hat, im Süchtelner Sterbebuch ausweist. Weit über Süchteln hinaus erregte die Untat allgemeines Aufsehen.
1791 erschien in Düsseldorf eine Druckschrift: „Wahre Geschicht eines im Süchtelner Walde auf eine greuliche Art ohnlängst ermordeten zehnjährigen Mädchens, Anna Margareta Terporten, aus Süchteln gebürtig.” Und der Dülkener Peter Paulus Antwerpes schrieb damals in sein Tagebuch: „1790, den 14. März, ward Margaretha ter Porten aus Süchteln, 13 Jahre alt, von Johan Königs aus Anrath auf dem Busch ganz sonderbar ermordet. Der Mörder ist gerädert worden.“ Da Antwerpes seine Eintragung erst einige Zeit nach der Hinrichtung des Verbrechers gemacht hat, ist
es nicht verwunderlich, daĂź ihm bei den Zahlenangaben einige Unrichtigkeiten unterlaufen sind.

Ausführlich berichtet die Rabessche Familienchronik über die Ergreifung des entmenschten Täters Johannes Königs aus Anrath, der Anfang Juli in Kempen verhaftet und am 7. Juli nach Süchteln ausgeliefert wurde. Sorgsam von Schützen aus Süchteln und Dülken sowie einer Dragonerabteilung bewacht, brachte man ihn an den Ort seines Verbrechens, wo er im Beisein des gesamten Schöffengerichts die Tat mit allen Umständen bekannte und bestätigte. Der einfältige aber nicht minder brutale Dieb hatte geglaubt, wenn er das Herz eines unschuldigen Kindes bei sich führe,
wäre er vor Nachstellungen bei seinen Raubzügen sicher.

Nach Jülich geführt, wurde er dort am 3. Oktober gegen 10 Uhr vormittags gerädert. Der Scharfrichter zerschmetterte zunächst durch vier Schläge die beiden Arme des auf ein Kreuz gespannten Mörders. Hierauf wurde fünf Minuten lang eingehalten und die gerichtliche Vernehmung fortgesetzt. Alsdann erhielt der Verbrecher drei Schläge auf den Kopf und sechzehn auf die Brust. Der Henker legte den Kadaver alsdann in einen Trog, der unverweilt nach Dülken geschafft und mit dem zur Hinrichtung gebrauchten Rad am nächsten Tage auf der Bistarder Heide zur Schau gestellt wurde. Sicherlich ein schauriges Bild, aber die alte Strafjustiz glaubte, auf solche „abschreckenden Exempel“ nicht verzichten zu können. Übrigens war es das letzte „Schauspiel“
dieser Art im Bistard.

Gedenkkreuz fĂĽr die kleine Anna am Heiligenberg

A(nno) 1791

den 14. März, ist Anna Margarita Terporten,

alt 9–10 Jahr, durch eine Mördershand

grausamlich umgebracht (worden)

( Gedenkkreuz-Inschrift )

”Dat enzig Plätzken am Hoalwäg ös wie von Gott verflocht.”

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